Achtsamkeitskurs vs. Stressmanagement-Seminar im Unternehmen: 10 Vor- und Nachteile im Vergleich

 
achtsamkeitskurs im unternehmen
 
 

Wollt ihr euren Mitarbeitenden helfen, besser mit Stress zurechtzukommen, gibt es dazu Angebote wie Sand am Meer. 🌊🌊🌊

Sich da zu entscheiden, was das richtige Format ist, kann schwer sein. Daher möchte ich euch mit diesem Artikel eine Entscheidungshilfe an die Hand geben für zwei gängige und verbreitete Formate:

Das Stressmanagement-Seminar und der Achtsamkeitskurs.

(Ja, ich habe einen persönlichen Favoriten - du darfst jetzt schon mal einen Tipp abgeben, was es ist. Am Ende gibt’s die Auflösung. 😉)

Der Klassiker unter den Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Unternehmen sind seit vielen Jahren die Stressmanagement-Seminare. Oft ausgelegt auf einen halben oder ganzen Arbeitstag, an dem die Mitarbeitenden zusammenkommen und aufgeschlaut werden.

Relativ neu im Arbeitskontext, gibt es nun die Achtsamkeitskurse. Dies sind meist längerfristige Trainings über mehrere Wochen mit kürzeren Sessions (so 1 - 2 Stunden). Hier ist die Teilnehmerzahl meist auch kleiner als in Stressmanagement-Seminaren.

Soviel erstmal zu den Rahmenbedingungen. Schauen wir uns jetzt mal die Maßnahmen im Detail an und gehen die einzelnen Vor- und Nachteile durch.

So, dass ihr euch am Ende bestmöglich entscheiden könnt, was zu euch passt. 👀

 

Inhaltsverzeichnis:

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Klassischer Aufbau von Stressmanagement-Seminaren

Stressmanagement-Seminare sind oft so aufgebaut, dass in einem relativ kurzen Zeitraum Ergebnisse erzielt werden. Bestenfalls innerhalb eines Tages, manchmal sind es auch zwei Tage in Folge. Danach geht die Gruppe wieder auseinander.

Es gibt also in deinem kurzen Zeitraum von mehreren Stunden ziemlich viel Input und geballtes Know-How.

Klassischerweise starten diese Seminare mit den Grundlagen:

Definition von Stress und Unterscheidung zwischen positivem und negativem Stress. Die Teilnehmer werden oft auch dabei angeleitet, ihre persönlichen Stressauslöser zu identifizieren.

Im weiteren Verlauf geht es dann darum, Stressbewältigungsstrategien kennenzulernen.

Dazu können z.B. Zeitmanagement, Priorisierungsmethoden, Problemlösefähigkeiten gehören und je nach Kurskonzept manchmal auch Entspannungstechniken, wie progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training, die zwischendurch eingeschoben werden.

Es geht also insgesamt viel um Organisation und Priorisierung von Aufgaben, also mehr oder weniger taktische Vorgehensweisen.

In manchen Stressmanagement-Seminaren wird auch noch die mentale Ebene mit einbezogen, also die Beschäftigung mit persönlichen Denkmustern, die Stress verursachen.

Klassischer Aufbau von Achtsamkeitskursen

Achtsamkeitskurse zur Stressbewältigung starten meist ebenfalls mit einer grundsätzlichen Betrachtung von Stress und Stressauslösern, allerdings aus einer leicht anderen Perspektive: Sie beleuchten vor allem die mentalen Vorgänge, die Stress erzeugen. 

Um das genauer zu verstehen, gibt es eine Erläuterung des Achtsamkeitskonzepts und der mentalen Strategien, die dahinter stehen und im Kontext der Stressbewältigung interessant sind.

Im weiteren Verlauf sind Achtsamkeitskurse sehr stark auf das Erleben der Teilnehmenden ausgelegt.

Im Kern steht die Achtsamkeitspraxis, also das konkrete Erlernen von Achtsamkeitsübungen und Meditation. Übungen, bei denen die Teilnehmenden vom Kursleiter angeleitet werden und lernen diese später selbstständig durchzuführen.

In der Regel dauern Achtsamkeitskurse zwischen 6 bis 12 Wochen - je nach Kurskonzept. Dafür sind die einzelnen Sessions mit 1 - 3 Stunden pro Woche kürzer. Zwischen den Treffen gibt es meist Übungs- und Reflexionsaufgaben für Zuhause. 

So integrieren die Teilnehmenden das neue Wissen direkt in ihren Alltag und die gemachten Erfahrungen werden in der darauf folgenden Woche in der Gruppe besprochen und reflektiert. 

Normalerweise endet ein Achtsamkeitskurs damit, dass die Teilnehmenden einen individuellen Plan für die kontinuierliche Praxis von Achtsamkeit nach Abschluss des Kurses entwickeln.

Vorteile von Stressmanagement-Seminaren 

  1. 🚤 Kurzfristige Umsetzbarkeit:

    Da es sich bei dem Gelernten oft um mehr oder weniger einfache, taktische Maßnahmen handelt, können diese von den Mitarbeitenden in der Regel unmittelbar im Alltag umgesetzt werden. So können sie relativ zeitnah schon von der positiven Wirkung profitieren.

  2. 🎯 Inhaltliche Schwerpunkte möglich:

    Seminare lassen sich gut individuell gestalten. Bei Stressmanagement-Seminaren kann man neben den Grundlagen oft inhaltliche Schwerpunkte mit den Trainern verabreden, z.B. indem man den Fokus auf Zeitmanagement, Entspannung oder Kommunikation und Konfliktlösung legt.

  3. 🏝️ Rückzug aus dem Arbeitsalltag:

    Seminare bieten in gewisser Weise auch einen Rückzug aus dem Arbeitsalltag. Zumindest, wenn die Teilnehmenden nicht mit dem Laptop darin sitzen. 😅

    Einen ganzen Tag aus dem Arbeitstrott raus zu sein und mal “etwas anderes zu sehen” kann schon entlastend sein. Die Teilnehmenden sind weniger abgelenkt und mehr mit dem Kopf bei der Sache, wenn sie nicht direkt aus dem letzten Meeting in die Session reinstolpern.

Artikeltipp: Stressprävention am Arbeitsplatz: Anleitung, um die richtigen Maßnahmen zu planen.

Nachteile von Stressmanagement-Seminaren 

  1. 🫓 Begrenzte Tiefe:

    Stressmanagement-Seminare sind oft begrenzt in der Tiefe, in der Themen behandelt werden. Da in einem relativ kurzen Zeitraum viele Inhalte vermittelt werden, kann bei den einzelnen Inhalten nicht so sehr in die Tiefe gegangen werden.

    Außerdem fehlt die kontinuierliche Praxis im Arbeitsalltag, die eigentlich erst nach dem Seminar beginnt. Daher kann man in Stressmanagement-Seminaren oft nicht die tieferliegenden Ursachen von Stress und Belastung angehen.

  2. 🌚 Mangelnde Zeit für Reflexion:
    Der Fokus bei Stressmanagement-Seminaren liegt, wie beschrieben, auf schnellen Ergebnissen. Durch den begrenzten Zeitrahmen bleibt in Seminaren weniger Zeit für tiefgehende Selbstreflexion.

    Um die zugrunde liegenden Ursachen von Stress zu verstehen und langfristige Veränderungen herbeizuführen, ist Reflexion allerdings sehr wichtig. Dazu fehlt hier aber die langfristige Betreuung.

  3. 😶‍🌫️ Geringe Nachhaltigkeit:

    Ohne kontinuierliche Unterstützung und Follow-up-Maßnahmen kann die Wirkung von Stressmanagement-Seminaren mit der Zeit nachlassen und zu einem Rückfall in alte Stressmuster führen.

    Die meisten Leute neigen dazu, in Stresssituationen automatisch wieder auf ihre gewohnten Verhaltensweisen zurückzugreifen, wenn sie nicht regelmäßig erinnert werden.

    Stressmanagement ist halt keine einmalige Lösung, sondern braucht kontinuierliche Praxis, um langfristige Veränderungen zu bewirken. 

Vorteile von Achtsamkeitskursen

  1. 🌳 Langfristige Wirkung: 

    Achtsamkeitskurse fördern eine längerfristige Auseinandersetzung mit dem Thema und regelmäßige Praxis über einen langen Zeitraum. Damit ist stärker sichergestellt, dass die Ansätze auch wirklich praktiziert werden.

    Durch die wöchentliche Auseinandersetzung mit einem Thema, beschäftigen sich die Leute außerdem viel tiefgreifender damit.

  2. 🤝 Stärkeres Commitment: 

    Durch die regelmäßigen Treffen und den Austausch in einer Community von Gleichgesinnten, sind die Teilnehmenden stärker motiviert in die Umsetzung zu gehen. Die Erfahrung zeigt, dass die Teilnehmenden sich auch im Arbeitsalltag verstärkt zu dem Thema austauschen und sich gegenseitig unterstützen.

    In meinem Artikel zu Gesundheit im Unternehmen: Die wichtigsten Trends 2024 findest du noch weitere Infos, warum das Community-Gefühl so wichtig ist.

  3. 🧩 Leichte Integration der Termine in den Arbeitsalltag:

    Da die einzelnen Sessions bei einem Kurs kürzer sind, sind sie für viele einfacher in den Arbeitsalltag zu integrieren. Die Teilnehmenden sind nicht den ganzen Tag raus und es kann mitunter einfacher sein, gemeinsam einen wöchentlichen Termin für eine Stunde zu finden, als einen ganzen Tag, den sich alle Mitarbeitenden freischaufeln können. Oft sind die Teilnehmenden in den Sessions dadurch auch weniger gestresst.

  4. 🦋 Positive Auswirkungen auf die Unternehmenskultur:

    In Achtsamkeitskursen erlernen die Teilnehmenden nicht nur einen gesunden Umgang mit Stress, sondern verinnerlichen auch eine neue, achtsame Haltung. Hierzu gehört z.B. die Kultivierung von Mitgefühl, Akzeptanz und Vertrauen.

    Diese Qualitäten können sich positiv auf die gesamte Teamdynamik im Unternehmen auswirken, weil die Mitarbeitenden nicht nur selbst entspannter sind, sondern auch entspannter miteinander umgehen. 

 

Nachteile von Achtsamkeitskursen

  1. 🐌 Wirkungseintritt dauert länger:

    Die Auswirkungen von Achtsamkeitskursen können einige Zeit dauern, bis sie vollständig Wirkung entfalten. Achtsamkeit erfordert regelmäßige Praxis und Engagement, um langfristige Veränderungen im Alltag zu bewirken.

    Allein durch die Kursdauer kann nicht mit sofortigen Verbesserungen gerechnet werden. Wenn gleich die Wirkung sich aber im Kursverlauf natürlich immer stärker entfaltet.

  2. Zeitliches Commitment:
    Die Teilnahme an einem Achtsamkeitskurs erfordert eine regelmäßige Teilnahme über einen längeren Zeitraum, der für manche Mitarbeitenden möglicherweise schwierig zu bewältigen ist, insbesondere wenn der Kurs außerhalb der Arbeitszeit stattfindet.

  3. 🤨 Vorurteile & Klischees:
    Manche Mitarbeitende könnten skeptisch gegenüber dem Konzept der Achtsamkeit sein, weil sie es noch in der Esoterik-Ecke verorten und sich deshalb nicht von Wirksamkeit des Kurses überzeugen lassen.

    Hier ist gegebenenfalls Aufklärungsarbeit notwendig, dass Achtsamkeit zur Stressbewältigung nichts Spirituelles ist, sondern die Wirkung in vielen Studien wissenschaftlich belegt ist.

Artikeltipp: Achtsamkeit & Arbeit: Wie passt das eigentlich zusammen? Inklusive Erfahrungsberichte.

Fazit und Empfehlung

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich mehr Vorteile beim Achtsamkeitskurs aufgeführt habe, als beim Stressmanagement-Seminar. 🤓 

Und wahrscheinlich wird es dich auch nicht wundern, dass ich als Achtsamkeitstrainerin eine absolute Befürworterin von Achtsamkeitskursen bin. Daher ist es vermutlich auch kein Wunder, dass ich hier spontan mehr Vorteile sehe.

Grundsätzlich gilt aber auch hier - wie so oft im Leben: Es kommt drauf an! 😅

Nämlich darauf, was euch in eurer Situation jetzt wichtig ist und was am besten zu euch, eurer Unternehmenskultur und eurem Arbeitsalltag passt.

Ich kann aus Erfahrung und dem Feedback meiner eigenen Kursteilnehmer*innen sagen, dass grundsätzlich längerfristig angelegte Formate - also Kurse und Trainings - viel mehr Impact haben als kurzfristige Formate - wie Seminare oder Workshops.

Ich weiß, dass wir in unserer schnelllebigen Arbeitswelt darauf gepolt sind, immer schnelle Ergebnisse und Erfolge haben zu wollen. Denn wir haben ja schließlich alle keine Zeit. 

Aber leider funktioniert das beim Thema Stress so nicht. Echte Veränderungen brauchen Zeit. Und echte Veränderungen brauchen vor allem Arbeit am Mindset und nicht nur an der Arbeitsorganisation. Und hier ist Achtsamkeit wirklich Gold wert! 🍯

Okay, jetzt komme ich aber mal zu meiner Empfehlung:

Da ich selbst auch ausgebildete Stressmanagementtrainerin bin, weiß ich, dass es hier auch unfassbar wertvolle Ansätze gibt. Die sich aber nicht in einem Tag Druckbetankung vermitteln lassen. ⛽ (Vielleicht erinnerst du dich noch an das "Bulimie-Lernen" aus Schule oder Uni - das ist ungefähr das Gleiche…). 

Folgende Möglichkeiten möchte ich euch daher ans Herz legen:

  1. Wenn ihr ein Seminar machen wollt, dann sucht euch hierfür ein Fokusthema aus, anstatt eines “allgemeinen” Stressmanagement-Seminars.

    Z.B. eines, das sich nur mit den mentalen Prozessen der Stressbewältigung beschäftigt und hier ganz stark in die Tiefe geht. So dass die Teilnehmenden auch wirklich an ihren persönlichen Themen arbeiten und wirklich etwas verändern können.

  2. Eine andere Möglichkeit kann es sein, beide Formate miteinander zu kombinieren. Ihr könnt z.B. ein Seminar als Einstieg ins Thema machen und im Anschluss einen Kurs anbieten, in dem eure Leute dann langfristig begleitet werden. 

  3. Oder anders herum: Zuerst einen Kurs und im Anschluss ein Seminar, in welchem ihr euch vertiefend mit einem bestimmten Thema beschäftigt, was für euch wichtig ist. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass sich in Kursen manchmal Bereiche herauskristallisieren, die für ein Team eine besondere Herausforderung darstellen, z.B. Gewaltfreie Kommunikation. Hier kann man dann weiter ansetzen.

So, das war meine Einschätzung zu den Vor- und Nachteilen von Stressmanagement-Seminaren und Achtsamkeitskursen.

Ich hoffe ich konnte euch die Entscheidung damit erleichtern und wünsche euch - bei welchem Format auch immer - viel Freude und wertvolle Erkenntnisse! 🙌

 

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Und Kurse, wo ich euch konkretes Know-how und Umsetzungsstrategien für einen stressfreieren (Arbeits-)alltag beibringe.

Ich freu mich euch zu unterstützen!

 
 

Über die Autorin:

Hey, ich bin Mell Baron. Als Expertin für Stressmanagement & Mindful Work begleite ich Arbeitgeber und Berufstätige dabei, stressfrei und achtsam zu arbeiten und zu leben.

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